25.05.2021
Jüdisches Bauen. Architekten & Architekturen

Besonders in größeren Städten zeichnete sich vor 1933/38 jüdische Gegenwart auch in der Vielzahl der realisierten Bauaufgaben aus. Sie verwiesen dabei nicht nur auf die Bedürfnisse
von Gemeinden und ihren Mitgliedern, sondern auch auf das (soziale) Engagement von Stiftungen und Privatpersonen. Errichtet wurden Altenheime ebenso wie Waisenhäuser, Schulen, Mädchenwohnheime, Krankenhäuser, Räume für Sportvereine und Kultureinrichtungen. Oft sind diese Gebäude heute noch erhalten, manchmal mit Hilfe (kleiner) Gedenktafeln erinnert, dabei in der Regel aber nachgeordnet in der Wahrnehmung jüdischer Geschichte und Gegenwart. Dabei dienten sie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs den neu entstehenden Gemeinden oft zur Einrichtung ihrer ersten Gemeindezentren und Betsäle; eine Umnutzung, die sich oft mehrere Jahrzehnte bewährte oder bewähren musste. Neubauten jenseits von Synagogen- und Gemeindehauskomplexen entstanden ab den 1950er Jahren dagegen zunächst nur sehr selten. Es fehlte nicht nur an Geld, sondern auch an einer Notwendigkeit. Erst seit den letzten 20 Jahren bildet sich jüdische Gegenwart zunehmend wieder über eine Vielfalt in den realisierten Bauaufgaben ab. Der Vortrag gibt anhand ausgewählter Beispiele einen Überblick zu jüdischen Bauaufgaben vor 1933/38 und nach 1945, dabei wird ein Schwerpunkt auf Projekte in Hamburg gelegt.

Dr.-Ing. Katrin Keßler promovierte am Institut für Baugeschichte der TU Braunschweig über „Liturgische und religionsgesetzliche Voraussetzungen des Synagogenbaus in Mitteleuropa“. Seit vielen
Jahren ist sie an Projekten der Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig, beteiligt. Am IGdJ erforscht sie seit 2018 Jüdische Wege in die Architektur. Deutsch-jüdische Architekten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie ist weiterhin assoziiert an der Bet Tfila – Forschungsstelle, wo sie das Projekt Objekte und Räume als Spiegel der religiösen Praxis jüdischer Gemeinden in Deutschland nach der Shoa leitet. Ihre Forschungsschwerpunkte sind neben Lebensläufen und Werken jüdischer Architekten die Architekturgeschichte jüdischer Gemeindeeinrichtungen (v. a. Synagogen und Ritualbäder).

Dr. Alexandra Klei promovierte am Lehrstuhl Theorie der Architektur an der BTU Cottbus über das Verhältnis von Architektur und Gedächtnis am Beispiel der KZ Gedenkstätten Buchenwald und Neuengamme. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg und arbeitet in einem DFG-Forschungsprojekt zum ‚Jüdischen Bauen’ nach 1945. Zudem forscht sie u. a. zur Re-Konstruktion der White City Tel Aviv, zu Erinnerungsorten sowie zu (Post-)Holocaust Landscapes. Alexandra Klei ist Teil des Forscherinnenkollektivs Space in Holocaust Research und gehört der Fachredaktion Theorie und Geschichte des Antisemitismus/ der Shoah bei Medaon. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung an. Sie ist zudem Kuratorin und Redakteurin für den werkraum bild und sinn e. V., einem unabhängigen Ausstellungsprojekt für Fotografie und Videokunst in Berlin.