04.12.2025

Jana Matthies M. A.

 

Die Hamburger Ehemaligen-Vereine in Israel. Tradierte Erinnerungen und translokales Engagement

Das Mahnmal auf dem Bornplatz, die Musealisierung der jüdischen Stadtgeschichte Hamburgs oder das Besuchsprogramm des Senats für jüdische ehemalige Bürgerinnen und Bürger – über diese Themen wurde auch schon in den 1980er und 1990er Jahren kontrovers diskutiert. Damals zu Wort meldeten sich aus Israel die Hamburger Ehemaligen-Vereine, deren Mitglieder und Protagonisten in den 1930er Jahren vor der nationalsozialistischen Verfolgung geflüchtet waren und sich fünfzig Jahre später als ehemalige Hamburgerinnen und Hamburger zusammenschlossen. Ihre Vereine entwickelten sich im Laufe der Jahre zu engagierten Erinnerungsgemeinschaften, die dem geselligen Beisammensein in Israel dienten und mit großen Interesse nach Hamburg schauten. Sie wirkten über Grenzen hinweg und schufen damit Räume der (Wieder-)Annäherung zwischen der Bundesrepublik und Israel.  

Mit der Studie über die jüdischen ehemaligen Hamburgerinnen und Hamburger legt Jana Matthies nun erstmals eine Einzelstudie zu einem deutschsprachigen Ehemaligen-Verein in Israel vor. Ermöglicht wurde sie dank der finanziellen Förderung des Carlebach-Fonds der Freien und Hansestadt Hamburg am IGdJ, der Kurt und Hildegard Löwenstein/LostenStiftung und der Galewski-Stiftung.

Erschienen ist das Buch bei Hentrich & Hentrich
 

Drei Fragen an Jana Matthies M. A.:

Wie bist du zu diesem Thema gekommen? Was ist daran so spannend?

Dass es die Vereine gegeben hatte, wusste ich gar nicht, bis ich zufällig bei meiner Suche für meine Masterarbeit am Fachbereich Geschichte der Uni Hamburg darüber gestolpert bin. Das Thema „Ehemalige Hamburger in Israel“ fand ich spannend und suchte weiter – und fand die umfangreiche, noch nicht bearbeitete Ablage der Vereine im Leo Baeck-Institut in Jerusalem. Da war klar, dass das mein Thema wird. Am IGdJ, dem die Vereine übrigens sehr verbunden waren, habe ich es dann weiter ausgebaut. 

Was war das Besondere an den Hamburger Ehemaligen-Vereinen?

Zunächst ist die Existenz und das Engagement dieser jüdisch-deutschsprachigen Vereine in Israel und Hamburg an sich bemerkenswert. Man muss bedenken, dass seine Mitglieder alle von den Nationalsozialisten verfolgt und aus der Stadt vertrieben worden waren und teilweise die ganze Familie in der Shoah verloren hatten, ist. Besonders an den Hamburgern war, 1.) dass es bis 1992 zwei Vereine gab, die sich dann zusammenschlossen; 2.) dass sie vor allem von Historikern gestaltet wurden, was auch den Quellenbestand erklärt; und 3.) dass sie sich in diesem Maße nicht nur Israel, sondern auch in Hamburg engagierten. 

Wie brachten sich die Vereine in Hamburg ein? Sind sie heute noch sichtbar?

Die Hamburger Ehemaligen-Vereine kannten eine Vielzahl jüdischer und nichtjüdischer Hamburgerinnen und Hamburgern aus Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft. Einige von ihnen konnte ich auch für mein Buch interviewen. Für die Vereine war das hilfreich, um ihre Anliegen vorzubringen. Ihr Herzensprojekt war eine großangelegte Ausstellung zur jüdischen Geschichte Hamburgs, die dann auch realisiert und mit der Dauerausstellung „Juden in Hamburg“ im Museum für Hamburgische Geschichte verstetigt wurde. Sie war bis 2023 zu sehen. Ansonsten sind die Spuren der Vereine, die es nicht mehr gibt, nur noch indirekt zu erkennen.