Wissenschaftliche Konferenzen, die vom IGdJ organisiert oder mitorganisiert werden, bringen Forschende verschiedener Qualifikationsstufen und Disziplinen zu einem internationalen Austausch zusammen.

2024

26.-27.6.2024

Im Warburg-Haus der Universität Hamburg fand der internationale Workshop zur Verbindung von Architektur und Literatur statt, gemeinsam organisiert vom IGdJ und der Bet Tfila - Forschungsstelle für jüdische Architektur an der TU Braunschweig. In einer thematischen Einführung und 13 Beiträgen beschäftigten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedenster Fachdisziplinen mit der Verbindung von Architektur und Literatur vor dem Hintergrund von Aushandlungsprozessen jüdischen Kulturerbes.  

Das Zusammenspiel von gebauter Architektur und ihrer literarischen Repräsentation im Medium Text erfreut sich derzeit eines gesteigerten akademischen Interesses. Im jüdischen Kontext können die nach der Zerstörung des Zweiten Tempels 70 n.d.Z. entstandenen Beschreibungen der Architektur, Ausstattung und Räume als prominente Referenzpunkte angesehen werden, die dieses Zusammenwirken von Architektur und Text verdeutlichen. Gleichwohl finden sich jenseits dieser frühen, religiösen Bezüge zahlreiche Beispiele in den verschiedenen jüdischen Literaturen aller Epochen, die die Beziehungen zwischen gebauter und imaginierter Architektur sowie die Bedeutung von Stadt- und Raumerfahrung für literarische Texte verdeutlichen. Die Wahrnehmung und Funktion des Verhältnisses zwischen Text und (gebautem) Raum wandelt sich dabei mit den historischen Vorzeichen und eröffnet einen komplexen und spannenden Aushandlungsraum.

Mit unterschiedlichen methodischen Zugängen und Fragestellungen wurde das jeweils in den Texten artikulierte Verständnis für die Bedeutung von Architektur, Raum und Stadt in den Blick genommen. Eine Vielzahl an Textgenres vom Roman bis zum dramatischen Text sowie unterschiedlichste Orte, Räume oder Landschaften von der utopischen Siedlung, über das Fußballstadion bis zur Synagoge bildete die Grundlage der Beiträge. Verbunden wurden diese durch die Frage nach den spezifischen Zeichensystemen, Narrativen, Motiven und Symbolen, die für die literarischen Konstruktionen jüdischer Identitäten und jüdischen Erbes genutzt werden.

Der Workshop wurde im Rahmen des von der DFG geförderten Projekts „Konstruktionen jüdischen Kulturerbes in theoretisch-kritischen und literarischen Texten zu Architektur und Raum“ organisiert, das die beiden Projektpartner im Kontext des DFG-Schwerpunktprogramms 2357 „Jüdisches Kulturerbe“ durchführen.

Mehr über das Projekt "Konstruktionen jüdischen Kulturerbes in theoretisch-kritischen und literarischen Texten zu Architektur und Raum"

 

 

 

24. - 25. Juni 2024

Workshop-Programm

Der Workshop „The Space of the Museum“ stellte die komplexen Herausforderungen der musealen Präsentation und Repräsentation des „Jüdischen“ in den Mittelpunkt. Auf Initiative des diesjährigen Fellows Prof. Yaniv Feller (IGdJ/University of Florida) und in Kooperation mit Dr. Kim Wünschmann und Dr. Björn Siegel (beide IGdJ) hinterfragte der Workshop die Rolle von Museen und fokussierte dabei sowohl auf die Architektur der Gebäude und ihren damit in steingewordenen Botschaften, als auch auf die verschiedenen Narrative, die in Wechsel- und Dauerausstellungen in den Häusern selbst gezeigt werden. 

Wie komplex die Herausforderungen hierbei sind und welche kuratorischen Entscheidungen wie und wann getroffen werden sowie welche Bedarfe von einer Stadtgesellschaft und ihren Gemeinschaften an Museen herangetragen werden, zeigten die Diskussionen auf. Der Impulsvortrag von Prof. Yaniv Feller sowie die Kommentare von Dr. Anna von Villiez (Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule, Volkshochschule Hamburg) und Jana C. Reimer (Museum am Rotherbaum – Kulturen und Künste der Welt – MARKK) zeigten die Verbindungsmöglichkeiten von methodologisch-theoretischen wie auch praxisorientierten Herangehensweisen auf und diskutierten die verschiedenen Wahrnehmungsschichten und Zuschreibungen des „Jüdischen“ wie auch die Grenzen des Machbaren. Damit wurde auch der Bogen zu vielen Gegenwartsfragen geschlagen, vor denen Museen – auch in Hamburg – bei der Neukonzeption einer Dauerausstellung oder der Umsetzung von Wechselausstellung stehen, was u.a. die Präsentation von Prof. Bettina Probst und Dr. Kerstin Petermann (MHG) aufzeigte. 

Was ist eigentlich „jüdisch“ an einem Objekt und Museum und welche Rolle spielen bzw. können (jüdische) Museen im 21. Jahrhundert spielen? waren so nur einige Fragen, denen sich der Expert:innenkreis, zu denen Vertreter:innen des Jüdischen Museums Frankfurt (Prof. Mirjam Wenzel), des Museums für hamburgische Geschichte, der Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule, Volkshochschule Hamburg, des Museums am Rotherbaum – Kulturen und Künste der Welt – MARKK und des IGdJ gehörten. 

Der Workshop wurde großzügig von der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS gefördert.

2023

Internationale Konferenz im Warburg-Haus Hamburg, 27.–29. März 2023

Vom 27. bis 29. März fand im Warburg-Haus die internationale Konferenz „Experiences of Violence and Notions of Temporality in Jewish History“ statt. Organisiert von Prof. Dr. Monica Rüthers, Ilay Halpern M.A. (beide Universität Hamburg) und Dr. Kim Wünschmann (IGdJ) diskutierten über 30 Forschende aus unterschiedlichen Disziplinen Praktiken und Erfahrungen von anti-jüdischer Gewalt unter besonderer Berücksichtigung der Analysekategorie Zeitlichkeit. Der Keynote-Vortrag zum Thema „A Time to Live and a Time to Die, A Time to Remember and a Time to Forget: Temporality and Violence in the Modern Jewish Experience“ wurde von Professorin Elissa Bemporad (City University New York) gehalten.

Die Zeitpunkte und Abläufe von Gewalteskalationen wie Pogromen waren hochgradig ritualisiert. So waren etwa Feiertage eine vorhersehbare Ballungszeit von gewaltsamen Übergriffen auf Jüdinnen und Juden und wurden von jüdischen Gemeinschaften auf bestimmte Art antizipiert und erinnert. Die Konferenz nahm besonders temporale Deutungsmuster in religiöser und säkularer Narration von Gewalterfahrungen in den Blick, ebenso wie Fragen von Agency und Zeitlichkeit, wonach die Antizipation von Gewalt auch ein Ermöglichungszeitraum zur Vorbereitung sowie zur Organisation von Ab- oder Gegenwehr sein konnte. Fruchtbare Verbindungen zwischen der neueren Pogrom-Forschung, den Holocaust-Studien, der osteuropäischen Geschichte und den Jüdischen Studien wurden vielfach deutlich.

Die Konferenz basierte auf der Arbeit in der Forschungsgruppe „Gewalt-Zeiten. Temporalitäten von Gewaltunternehmungen“, in der das IGdJ mit der Universität Hamburg und der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr zusammenarbeitet. Das Projekt wird als kooperativer Forschungsverbund im Rahmen der Landesforschungsförderung durch die BWFGB gefördert.

Ein Tagungsbericht, verfasst von Katja Grosse-Sommer M.A., ist bei HSozuKult erschienen. Das Programm der Konferenz finden Sie hier.

2022

9. - 11. November 2022

Unter dem Titel „Deutsch-jüdische Geschichte und Gegenwart“ widmet sich das IGdJ im November 2022 den großen Herausforderungen und den unterschiedlichen Perspektiven auf die jüdische Geschichte nach 1945. Mit einem multi-disziplinären Blick soll die Konferenz, die von Karen Körber und Björn Siegel federführend organisiert und von der Zeit-Stiftung und dem Carlebach Arbeitskreis an der Universität Hamburg finanziell gefördert wird, neue Zugänge zur Geschichte post-1945 eröffnen und unterschiedliche Antworten auf die Fragen nach Zugehörigkeit, Religiosität, Aufarbeitung und Erinnerungskultur sichtbar machen. Was die Adjektiv-Paarung „deutsch-jüdisch“ bedeuten kann, welche Inklusion- und Exklusionmechanismen hier zum Tragen kommen und wie Geschichte, Literatur, Architektur u.ä. zur Beantwortung dieser Fragen beitragen können, wird die Konferenz zeigen. Den Eröffnungsvortrag wird Prof. Dr. Anthony D. Kauders (University of Keele/Großbritannien) am 9.11.2022 im Lesesaal des IGdJ (Beginn: 18:00 Uhr) halten.

Programm