28.08.2025

Projektseminar mit Exkursion nach Oświęcim

Im Sommersemester 2025 leiteten Prof. Dr. Birthe Kundrus und Dr. Kim Wünschmann an der Universität Hamburg ein Projektseminar für Master-Studierende des Fachbereichs Geschichte mit dem Titel „‚Interessengebiet‘: KL Auschwitz in Geschichte und Erinnerung“. Das Seminar umfasste eine Exkursion, die 21 Teilnehmende im Juli 2025 nach Oświęcim und in die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau führte. Ziel war es, die unterschiedlichen Orte des ehemaligen Lagerkomplexes in ihrer Gewalttopographie zu erkunden und im Kontext von Theorien und Methoden der historischen Forschung sowie der Memory Studies zu diskutieren.

Das im Frühjahr 1940 von der SS errichtete Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz nahm im Netz der nationalsozialistischen Zwangslager, das sich über weite Teile Europas erstreckte, eine Sonderstellung ein. Mindestens 1,1 Millionen Menschen kamen hier zu Tode, die große Mehrheit Jüdinnen und Juden, aber auch Sintizze und Sinti, Romnja und Roma, polnische Oppositionelle, sowjetische Kriegsgefangene und andere.

Die Exkursion, die in Zusammenarbeit mit Dr. Andreas Kahrs und der Agentur what matters organisiert wurde, umfasste den Besuch der drei ehemaligen Standorte: das Stammlager (Auschwitz I), Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II) und das an die I.G. Farben-Werke angrenzende Auschwitz-Monowitz (Auschwitz III).

Doch darüber hinaus war Auschwitz nicht nur Tatort von Massenverbrechen, Völkermord und Drehscheibe des Zwangsarbeitseinsatzes von Häftlingen, sondern auch ein Kerngebiet der nationalsozialistischen Siedlungs- und „Germanisierungspolitik“, auf dem sich ideologische mit kriegswirtschaftlichen Interessen verbanden. So wurde auf der Exkursion auch die Situiertheit des Lagerkomplexes im SS-Sperrgebiet, dem sogenannten „Interessengebiet KL Auschwitz“, untersucht sowie die Verbindungen zwischen dem Lager und der Stadt aufgezeigt, die nach Plänen des Architekten Hans Stosberg – auch für die Beschäftigten der I.G. Farben – zur „Musterstadt Auschwitz“ ausgebaut werden sollte. 

Über das im Jahr 2000 eingerichtete Jüdische Zentrum in Oświęcim/Auschwitz und das Oshpitzin Jüdische Museum erschloss sich den Exkursionsteilnehmenden auch die lokale jüdische Geschichte. An das Museum grenzt die einzige erhalten gebliebene Synagoge in Oświęcim, die Chevra Lomdei Mishnayot Synagoge, an. Seit November 2019 befindet sich am Standort der ehemaligen Großen Synagoge, die die Deutschen im November 1939 zerstörten, ein Gedenkpark, der die Umrisse des Gotteshauses markiert. Bei einem Besuch auf dem jüdischen Friedhof fanden sich erhaltende Matzevot (Grabsteine) mit hebräischen, jiddischen, polnischen und deutschen Inschriften. Überlebende der Shoah hatten den Friedhof, der 1941 nach der Deportation der jüdischen Bevölkerung von den Deutschen geschlossen und verwüstet worden war, wieder hergestellt. 

Die Internationale Jugendbegegnungsstätte (IJBS) in Oświęcim diente der Gruppe als Unterkunft und Seminarzentrum. Der sechstägige Aufenthalt gestattete eine außergewöhnlich intensive Beschäftigung mit den gigantischen Dimensionen des Lagerkomplexes, die verstehen ließen, wie komplex und heterogen „Auschwitz“ im Kern war.

 

Fotos: Kim Wünschmann

 

Die Studienreise wurde gefördert von der Axel Springer Stiftung, der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. und Hamburglobal, dem Förderprogramm für Auslandsaufenthalte im Studium der Universität Hamburg.