25.09.2025

Diskussion mit Prof. Dr. Gertrud Pickhan, Prof. Dr. Christopher Kopper und Dr. Hanno Plass

Als Joseph Berkowitz Kohn 1905 in Hamburg starb, würdigte ihn ein Nachruf im sozialdemokratischen „Hamburger Echo“ als verdienten und vertrauenswürdigen Genossen dem nicht nur die liebende Familie, sondern auch die Erfolge der Arbeiterbewegung das Leben erhellt hätten. Zu Grabe getragen wurde Berkowitz Kohn auf dem Jüdischen Friedhof in Ohlsdorf, geleitet von Größen der damaligen Partei unter einer trauerbeflorten roten Fahne. Wenige Jahre später wurde 1908 Olga Benario in eine sozialdemokratische jüdische Münchener Familie geboren. Sie engagierte sich in den 1920er Jahren bei der Kommunistischen Jugend. 1928 floh sie in die Sowjetunion und wurde im Auftrag der Komintern nach Paris, London und Rio de Janeiro entsandt. Nach einem gescheiterten Aufstand lieferte Brasilien sie an NS-Deutschland aus. Nach Inhaftierungen im Berliner Frauengefängnis Barnimstraße und im KZ Ravensbrück wurde sie 1942 in Bernburg ermordet. 1982 wurde in Maputo, Mosambik Ruth First von einer Briefbombe, die der südafrikanische Geheimdienst gesandt hatte, aus dem Leben gerissen. Im Nachruf gab die Südafrikanische Kommunistische Partei den Grund für die Ermordung an: ihren Kommunismus, der die völlige Hingabe zur Befreiung der Bevölkerungsmehrheit von der Apartheidherrschaft inspirierte. 

Welche Motivation und welche Erfahrung trieben Kohn Berkowitz, Benario und First an, in revolutionären und sozialreformerischen Bewegungen aktiv zu werden? Welche Relevanz hatten sie jeweils und welche Spuren hinterließen sie? Und welches Erbe haben sie, stellvertretend für eine Vielzahl Sozialistinnen und Sozialisten, hinterlassen, an das angeknüpft werden könnte? 

Darüber diskutierten am 25. September 205 im IGdJ Prof. Dr. Gertrud Pickhan (Berlin), Prof. Dr. Christopher Kopper (Bielefeld) und Dr. Hanno Plass (Hamburg). Dr. Kim Wünschmann begrüßte Vortragende sowie Besucherinnen und Besucher vor Ort und online und führte in die Diskussion ein. Die Moderation übernahm Dr. Florian Weis (Berlin).

 

Eine Kooperationsveranstaltung des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden, der Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg und der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Foto: IGdJ