Forschung zum jüdischen Wirtschaftsleben im Westdeutschland der Nachkriegszeit
Foto: Anna Holian
Wir heißen Professorin Anna Holian von der Arizona State University herzlich willkommen, die vom 1. Februar bis zum 31. Mai 2024 als Dr. Gabriele Meyer-Fellow am IGdJ forschen wird.
Während meiner Zeit am IGdJ werde ich mein Buch über das jüdische Wirtschaftsleben im Westdeutschland der Nachkriegszeit fertigstellen. Das Buch stellt Kleinunternehmen in den Mittelpunkt der deutsch-jüdischen Geschichte der Nachkriegszeit und untersucht, wie "einheimische" deutsche und "neu zugezogene" osteuropäische Juden Unternehmen (wieder)gründeten und wie sich diese Unternehmen in den ersten drei Nachkriegsjahrzehnten entwickelten. Die Beziehung zwischen den jüdischen Überlebenden und der deutschen Gesellschaft steht ebenfalls im Mittelpunkt des Projekts. Ich untersuche, wie sowohl Juden als auch Deutsche über die jüdische Beteiligung an der deutschen Wirtschaft dachten und wie jüdische Geschäftsinhaber zu ihren deutschen Mitarbeitern und Kunden standen. Ich zeige, dass die meisten Neuankömmlinge und viele Einheimische zwar ursprünglich nicht vorhatten, in Deutschland zu bleiben, dass aber ihre Beteiligung an der Wirtschaft das zentrale Mittel war, mit dem sie (wieder) Wurzeln im Land schlugen. Damit stelle ich die vorherrschende Ansicht in Frage, dass Juden im Nachkriegsdeutschland am besten als "Gastarbeiter" zu verstehen sind, als vorübergehende Bewohner, die bereit sind, das Land bei nächster Gelegenheit zu verlassen.