
Tagesworkshop, 3. Juni 2025, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)
Am 3. Juni 2025 fand der Tagesworkshop „Thesaurus als Bedarf und Herausforderung für das Fach Jüdische Geschichte“ im Hallischen Saal der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg statt. Das IGdJ organisierte den Workshop gemeinsam mit dem Moses Mendelssohn Zentrum (MMZ), dem Netzwerk Jüdische Geschichte digital und der Task Area „Data Connectivity“ NFDI4Memory an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; gefördert wurde die Veranstaltung von NFDI4Memory. Ziel des Workshops, der gemeinsam von Prof. Dr. Miriam Rürup, Nina Zellerhoff, Daniel Burckhardt (alle MMZ) und Dr. Anna Menny (IGdJ und Sprecherin des Netzwerks Jüdische Geschichte digital) konzipiert worden war, war es, Herausforderungen und Bedarfe bei der Erstellung und (Nach-)Nutzung von kontrollierten Vokabularen im Fach Jüdische Geschichte zu beleuchten sowie den Bedarf und die Realisierungsmöglichkeiten eines gemeinsamen Thesaurus zu diskutieren.
Die Beiträge der Expert:innen zeigten die besonderen und komplexen Herausforderungen des Fachs auf – von zeitlicher Bedingtheit von Begriffen und Bezeichnungen über das Verhältnis von spezifischen zu allgemeinen Begriffen oder von Eindeutigkeit zu Vagheiten, Mehrsprachigkeit und Mehrschriftlichkeit bis hin zu ethischen Fragen im Hinblick auf hegemonialen Machstrukturen. Zentral war auch die Frage der Nachnutzbarkeit von bestehenden Thesauri für Projekte und Vorhaben im Bereich der jüdischen Geschichte und Studien. In den Diskussionen wurde außerdem immer wieder die Rolle von künstlicher Intelligenz bei der Strukturierung von Texten oder ihrem möglichen Einsatz bei der Erstellung und Nutzung von kontrollierten Vokabularen sowie die Bedeutung von Thesauri für DH-gestützte Verfahren diskutiert. Deutlich wurden in den verschiedenen Impulsvorträgen auch die unterschiedlichen Anforderungen und Nutzungsszenarien in verschiedenen Einrichtungen wie etwa Bibliotheken, Museen oder Forschungseinrichtungen. Je nach Bereich variiert zudem der Einsatz von Thesauri; die bestehenden Ansätze kommen dann auch aus dem Museums- und Bibliotheksbereich. Über die verschiedenen Anwendungsbereiche hinweg bestand unter den Teilnehmenden weitgehende Einigkeit, dass ein spezifisches Vokabular notwendig sei, etwa durch die Erweiterung bzw. Ergänzung allgemeiner oder bestehender Vokabulare um fachspezifische Begriffe, die sich zugleich nicht auf die religiöse Sphäre beschränken. Immer wieder hervorgehoben wurde jedoch auch der Aspekt der Anschlussfähigkeit und Nachnutzbarkeit.
Der Workshop bot vielfältige und wertvolle Einblicke in aktuelle Projekte aus der Forschung sowie aus dem GLAM-Bereich und verband dabei praktische wie auch theoretische Aspekte. In den Diskussionen wurde deutlich, dass eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit, nachhaltige finanzielle Förderungen, ein hoher Grad an Vernetzung sowie eine kritische Reflexion der grundlegenden Voraussetzungen für die Anschlussfähigkeit und damit auch den langfristigen Erfolg von Thesauri-Projekten entscheidend ist. Diese Erkenntnisse bestätigten auch die Ergebnisse einer im Vorfeld von Daniel Burckhardt, Anna Menny und Nina Zellerhoff durchgeführten Umfrage zu Erfahrungen und Bedarfen.
Bericht: Helena Geibel