
Menschen jüdischer Religionszughörigkeit oder als jüdisch gelesene Menschen lebten in allen sozialen Schichten der Gesellschaft, auch in ihren Randbereichen, wie den geschlossenen Anstalten für psychisch Kranke oder geistig Behinderte. Anfang des Jahres 1938 lebten in den Alsterdorfer Anstalten 1.561 Menschen mit Behinderung. 26 von ihnen wurden aufgrund ihrer familiären Herkunft als „jüdisch“ oder „mosaisch“ rassifiziert. Sie waren die ersten von insgesamt 630 Alsterdorfer Anstaltsbewohnerinnen und Bewohner, die im Zuge der NS-Patientenmorde in Tötungsanstalten verlegt und später ermordet wurden. Die Aussonderung jüdischen Anstaltsbewohnerinnen und Bewohner begann bereits im Sommer 1937 – durch Initiative des damaligen Direktors der Alsterdorfer Anstalten. Ab Anfang 1938 bis Januar 1939 wurden sie in andere Anstalten verlegt. Von hier wurden sie in Tötungsanstalten oder Konzentrationslager deportiert. Das Schicksal dieser Menschen und die Verantwortung der Institution sind Thema dieser Vortrages von Dr. Ulrich Mechler, Archivar der Ev. Stiftung Alsterdorf und Mitarbeiter am Institut für Geschichte und Ethik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Darüber sprechen anschließend Dr. Ulrich Mechler, Beate Kuhnle und Dr. Björn Siegel. Begrüßung durch Pastor Uwe Mleztko, Vorstandsvorsitzender der Ev. Stiftung Alsterdorf.
Anmeldung erforderlich: Kontakt[at]igdj-hh.de
Veranstaltungsort:
Evangelische Stiftung Alsterdorf
Kirche St. Nicolaus, Sengelmannstr./ Ecke Dorothea-Kasten-Str.
22297 Hamburg
Im Rahmen der Winter-Vortragsreihe des IGdJ 2025/2026
Hamburgs Jüdische Geschichte(n): Entdecken – Verstehen – Einordnen
Die jüdische Geschichte Hamburgs ist vielfältig und lässt sich entlang unterschiedlicher Aspekte erzählen. Dabei können verschiedene Themen, wie z.B. Migration und Integration, aber auch Ausgrenzung, Vertreibung und Vernichtung in den Vordergrund rücken und Schlaglichter auf eine ganz besondere Stadtgeschichte freigeben. Wie genau diese Geschichte erzählt, welche Narrative dabei präsentiert und wie Orte dafür genutzt werden können, nimmt die neue Winterreihe des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ) genauer in den Blick.
Vor dem Hintergrund der Diskussionen in der Stadt, ob und wie ein jüdisches Museum etabliert und wie jüdische Geschichte als integraler Bestandteil der Stadtgeschichte erzählt werden kann, unternimmt das IGdJ den Versuch, Hamburgs jüdische Geschichte durch das Entdecken einzelner Orte und das Verstehen der dazugehörigen Geschehnisse neu zugänglich zu machen. Damit steht das Erfahren, Verstehen und Einordnen im Zentrum dieser Winterreihe und ermöglicht neue Zugänge zur vielfältigen wie auch komplexen jüdischen Geschichte dieser Stadt.
Dank einzelner Themenführungen möchte die Winterreihe des IGdJ ein Entdecken der Orte, ein Verstehen der Geschehnisse und ein Einordnen der Narrative ermöglichen und das Diskutieren mit Expert:innen ermöglichen. Die Winterreihe ist somit eine Entdeckungsreise in Hamburgs Jüdische Geschichte(n) und eine Chance, die Stadtgeschichte aus einer neuen Perspektive kennenzulernen.
Eine Kooperationsveranstaltung des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden mit der Evangelischen Stiftung Alsterdorf
Foto: ESA
