Begleitprogramm der Ausstellung „Nichts. Nur Fort!“ Flucht und Neuanfang in Buenos Aires, Montevideo und São Paulo
11.09.24
Mittwoch
18.00-19.30
Andreas Wittenberg, moderiert von Dr. Anna Menny und Dr. Björn Siegel

Im Begleitprogramm der Ausstellung „Nichts. Nur Fort!“ Flucht und Neuanfang in Buenos Aires, Montevideo und São Paulo berichtet Andreas Wittenberg darüber, was die Auswanderung von Hamburg nach Montevideo/Uruguay für seine Mutter Steffi Wittenberg, geb. Hammerschlag (1926-2015) und ihre Familie bedeutete. Steffi Wittenbergs Erinnerungen und Dokumente aus dem Familienarchiv sind eine wichtige Säule der Ausstellung.

Steffi Hammerschlag, nach ihrer Hochzeit Steffi Wittenberg, hatte ihre Kindheit in Hamburg verbracht. Als Jüdin musste sie 1935 die Jahnschule (heutige Ida-Ehre-Schule) verlassen und wechselte in die jüdische Mädchenschule (Israelitische Töchterschule) in der Karolinenstraße. Nach einem erfolglosen Versuch 1938 gelang ihrer Mutter und ihr im Dezember 1939 die Ausreise nach Uruguay. Hierhin waren ein Jahr zuvor bereits Steffis Vater und Bruder emigriert.

In Montevideo holte sie ihre abgebrochene Schulbildung teilweise nach und verfolgte mit wachsendem Engagement das Geschehen auf dem Kriegsschauplatz Europa. Bei dem von Emigranten in Montevideo gegründeten Deutschen Antifaschistischen Komitee lernte sie dessen Sekretär Kurt Wittenberg kennen, ein 1938 aus Ostpreußen geflohener Jude, und folgte ihm 1948 in die USA, wo die beiden in Houston/Texas heirateten. Beide engagierten sich in der dortigen Bürgerrechtsbewegung. Ein Engagement, das schließlich zur durch die texanische Einwanderungsbehörde erzwungenen Ausreise führte. 1951 kamen Steffi und Kurt Wittenberg in Hamburg an. Steffi Wittenbergs zweites, noch 64 Jahre dauerndes Leben in Hamburg war bis zum Ende durch die Erfahrungen als Verfolgte des Nationalsozialismus und die Exil-Erfahrungen geprägt. Auch dieses Nachwirken innerhalb der Familie nimmt der Gesprächsabend in den Blick.