Migrationsgeschichte, Nationalsozialismus und Shoah - in Geschichte und Wirkung

Viele Nationalsozialisten hegten ein generelles Misstrauen gegen Ausländer und ausländische Juden im Besonderen. Ihre Vorurteile wandelten und verstärkten sich im Laufe der zwölfjährigen nationalsozialistischen Herrschaft. Dabei hatte sich die Zahl der ausländischen Juden, die auf dem Gebiet des Deutschen Reiches lebten, bereits von ca. 150.000 (1925) auf ca. 100.000 (1933) und 45.000 (1939) verringert. Im September 1943 betrug sie 257 nicht internierte und 1944 72 nicht internierte Personen.

Von den 45.000 im Jahr 1939 im Deutschen Reich lebenden ausländischen Juden besaßen ca. 25.000 eine Staatsbürgerschaft, die übrigen waren Staatenlose, zumeist ehemalige polnische Juden.

Das Forschungsprojekt klammert sowohl die polnischen Juden als auch die Staatenlosen aus, da zu diesen Personen bereits Studien im Entstehen begriffen sind. Hier wird die Lebenswirklichkeit des übrigen, sehr heterogenen Personenkreises beleuchtet, mit denen sich die historische Forschung bisher nur punktuell befasst hat. Übergeordnet geht es um die Frage, in welchem Verhältnis „Rasse“ und Nationalität zueinander standen bzw. welchen Einfluss die staatlichen Beziehungen NS-Deutschlands zu den jeweiligen Herkunftsländern auf das (Verfolgungs-)Schicksal der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden ausübten. Im Einzelnen sollen die Auswirkungen nationalsozialistischer Verfolgungsmaßnahmen auf ausländische Juden, deren Umgangsstrategien und Handlungsspielräume der Betroffenen erforscht werden. Weiter geht es um das Verhältnis, das die ausländischen Juden zu „ihrem“ Heimatstaat pflegten, um dessen (sich wandelnde) Möglichkeiten, sie zu schützen oder preiszugeben („Heimschaffungsaktionen“, Akzeptanz der Verfolgung in Deutschland). Auch wird die Integration der ausländischen Juden im deutschen nichtjüdischen wie jüdischen Umfeld thematisiert, zumal ein Großteil der betroffenen Personen (1933: 40 %) in Deutschland geboren war.

Dr. Beate Meyer
Beate.Meyer[at]yahoo.de