Viel ist über die historische Zäsur des Jahres 1933 geschrieben worden, die das demokratische Experiment von Weimar beendete und den wohl unheilvollsten Zeitabschnitt der neueren deutschen Geschichte einleitete, der schließlich in der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges und des Holocaust kulminierte. Dennoch wissen wir wenig über die unmittelbaren Eindrücke und Reaktionen der damaligen Zeitgenossen. Deshalb wird hier der achtzigste Jahrestag der NS-Machtübernahme am 30. Januar 2013 zum Anlass genommen, diese zeitgenössischen Wahrnehmungen näher in den Blick zu nehmen.
Wie reagierten die damaligen Hamburger auf die Ereignisse des Jahres 1933? Begriffen sie diese als einen tiefgreifenden Einschnitt im politischen und in ihrem persönlichen Leben? Welche Veränderungen im gesellschaftlichen und politischen Alltag registrierten sie, wie gingen sie mit den Ansprüchen und Anforderungen um, die das neue Regime schon bald an sie stellte? Dominierten eher Hoffnung und Begeisterung, oder bestimmten Bedrückung, Verfolgungsangst und düstere Vorahnungen das Bild?
Ein Blick in vier zeitgenössische Tagebücher (Louise Solmitz, Kurt F. Rosenberg, Cornelius Freiherr von Berenberg-Goßler und Nikolaus Sieveking) offenbart ein breites Spektrum an Grundhaltungen, Verhaltensweisen, Wahrnehmungen und Meinungen, die sich in der gleichschalteten Presse bald nur noch rudimentär abbildeten. Die Einstellungen und Wahrnehmungen hingen natürlicherweise sehr stark von den politischen Präferenzen der Tagebuchschreiber, ihrer sozialen Herkunft und nicht zuletzt ihrem „rassischen“ Status ab, dem nach dem Willen der NS-Machthaber nunmehr eine zentrale Bedeutung zukam.
Das Projekt wurde abgeschlossen mit der Publikation Frank Bajohr / Beate Meyer / Joachim Szodrzynski (Hrsg.), „Bedrohung, Hoffnung, Skepsis“. Vier Tagebücher des Jahres 1933, Göttingen 2013.
Dr. Beate Meyer
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