Marion A. Kaplan
1997

Frau, Familie und Identität im Kaiserreich

Diese Studie über jüdische Frauen im Deutschen Kaiserreich stellt den Versuch dar, deutsche Geschichte, Frauengeschichte und jüdische Geschichte zu verbinden. Das Werk entstand aus meiner Beobachtung einer wachsenden Diskrepanz zwischen dem, was ich auf dem Gebiet der deutschen und jüdischen Geschichte las, und dem, was ich über Frauengeschichte wußte. Das Fehlen der Frauen in Untersuchungen zur deutschen und jüdischen Geschichte hat unsere Vorstellung von dem, was Geschichte "ist", ebenso verzerrt wie die Schlüsse, die wir daraus zogen. Indem wir die Frauen sichtbar machen, ändern wir nicht nur deren Bedeutung, sondern auch den Blick, mit dem wir die Geschichte als ganze betrachten.

Das wichtigste Ziel dieses Buches ist es zu zeigen, wie jüdische Frauen ihre Geschichte selbst gestalteten innerhalb der Grenzen, die ihnen aufgrund ihres Geschlechts , ihrer Religion, ihrer ethnischen Zugehörigkeit und ihrer Klasse gesteckt waren . Es beschreibt den Wandel im Leben und in der Rolle von Frauen, die einer sich urbanisierenden, ökonomisch mobilen, aber sozial geächteten Minderheit angehörten. Es betrachtet ihre "Doppelbelastung" als Frauen und als Jüdinnen und untersucht auch, wieweit sie gerade daraus und aus ihrer vorherrschenden Zugehörigkeit zum Bürgertum Vorteile zogen. Das Buch hebt die ambivalente Rolle hervor, die j üdische Frauen spielten: Sie waren einerseits einflußreiche Geburtshelferinnen der Verbürgerlichung und Akkulturation und andererseits entschlossene Bewahrerinnen der Tradition.

S. 408
Dölling und Galitz Verlag 1997
ISBN 3-930802-08-2
EUR 17,80